Die 5 grundlegenden Textildruckverfahren
- Kategorie: Informationen
- Veröffentlicht: Sonntag, 21. September 2014 18:55
- Geschrieben von A.K.
Die Welt der Textilveredelung erscheint auf den ersten Blick unüberschaubar komplex. Auf jeder Internetseite gibt es mehr oder weniger bekannte Bezeichnungen für eine schier endlos erscheinende Zahl an Druckverfahren. Wenn man selbst versucht Licht ins Dunkel zu bringen, trifft man immer wieder auf folgende Meinung:
"Siebdruck ist das beste Druckverfahren!"
Doch stimmt das überhaupt?
Schon lange will ich dazu etwas schreiben. Jedes Mal, wenn mir diese Aussage begegnet, juckt es mir in den Fingern und ich möchte dazwischen gehen und aufräumen. In all den Forenthreads und Blogs, den Frage/Antwort-Portalen und auf den Internetseiten mancher Druckerei.
"Halt! ... Stop!" ... so würde ich anfangen. Gefolgt von neunmal klugen Totschlagsargumenten mit denen ich mir erst einmal den Weg frei schreibe. Unwiderlegbare Axiome der Menschheitsphilosophie. Ein Beispiel? Bitte:
"Wenn das stimmt mit dem Siebdruck, dann stimmt auch, dass schwarz-haarige Frauen einfach die besten sind!"
Das mit den Frauen stimmt zwar wirklich – aber Spaß bei Seite. Wir müssen jetzt seriös wirken!
Eigentlich gibt es nur fünf grundlegende Verfahren zum Bedrucken von Textilien. Alle anderen sind Unterarten oder spezielle Abwandlungen dieser Verfahren, basieren aber auf den selben grundlegenden Prinzipien.
- Flex- und Flocktransferdruck
- Digital-Transferdruck
- Siebdruck
- Digital-Direktdruck
- Thermosublimationsdruck
Flex- und Flocktransferdruck
Beim Flex- bzw. Flocktransferdruck handelt es sich um ein Transferdruckverfahren. Das bedeutet, dass das Druckmotiv auf das Textil mit Hilfe eines Trägermaterials transferiert wird. Speziell bei diesen Verfahren wird das Motiv aus speziellen vorgefärbten Folien geschnitten.
Beim Flex-Transferdruck besteht diese aus drei Schichten. Einer Trägerfolie (bspw. aus Polyester), einer eingefärbten Folienschicht (meist aus Polyurethan) und einer Schicht Schmelzkleber, der durch Hitze aktiviert wird. Bei Flock-Transferfolien werden bei der Herstellung noch Viskose-Fasern in einem elektromagnetischen Feld eingestreut. Dadurch fallen die Fasern geordnet in die noch weiche Klebeschicht und ergeben nach dem Aushärten die typisch flauschige Samtoberfläche.
Nachdem das Motiv in die Farbschicht und die Klebeschicht geschnitten wurde, werden alle übrigen Folienteile von der Trägerfolie entfernt. Jetzt ist der Transfer fertig. Beim eigentlichen Transfervorgang wird der Schmelzkleber durch Hitze aktiviert und mit viel Druck in die Textilfasern gepresst. Dadurch wird die Farbschicht mit der Oberfläche des Textils 'verschweißt'.
Weiterführende Informationen finden Sie hier: Flexdruck / Flockdruck
Digital-Transferdruck
Der Digital-Transferdruck ist auch ein Transferdruckverfahren und funktioniert grundsätzlich ähnlich wie der Flex- bzw. Flocktransfer. Der eigentliche Unterschied ist der, dass die obere Folienschicht erst vor dem Transfervorgang bedruckt wird. Das Transfermaterial kommt quasi blanko aus der Fabrik. Dieser Druckvorgang kann mit diversen digitalen Druckverfahren erfolgen. Daher wird dieses Druckverfahren als Digital-Transferdruck bezeichnet. In der Praxis gibt es hier bspw. tintenbasierende Druckverfahren, Laser/Toner-Druckverfahren oder den Solventdruck (auf Vinylträger).
Die grafischen Möglichkeiten der Motiv-/Bildwiedergabe sind dabei stark vom verwendetet Digitaldruckverfahren abhängig und unterscheiden sich teilweise erheblich in Auflösung, Farbraum, Sättigung und Haltbarkeit.
Transparente Motivteile sind wegen des weißen Transfermaterials meist nicht realisierbar. Es sei am Rande erwähnt, dass es hier jedoch auch Speziallösungen gibt, die das ermöglichen.
Der eigentliche Transfervorgang entspricht im Grunde dem des Flextransferdrucks. Auch hier wird das bedruckte Transfermaterial mit einen durch Hitze aktivierten Schmelzkleber mit der Oberfläche des Textils 'verschweißt'. Auch hier wird mit viel Druck der Schmelzkleber tief in das Textilgewebe gepresst.
Siebdruck
Der Siebdruck ist ein Direktdruckverfahren. Hierbei wird in der häufigsten Anwendungsform die Druckfarbe direkt in das Textilgewebe gedrückt. Dafür werden vorher die Siebe entsprechend der Motive mit einem photochemischen Verfahren angefertigt. Für jede Druckfarbe benötigt man ein extra Sieb, bei dunklen Textilien wird wegen der Farbdeckung und Farbbrillanz meist ein weißer Druck unterlegt. Anschließend wird jede Motivfarbe separat – Schicht für Schicht – durch das entsprechende Sieb gedruckt. Am Ende wird die Druckfarbe durch Wärmeeinwirkung getrocknet und der Druck somit fixiert. Bei dieser Art des Siebdrucks kommen meist Plastisolfarben oder wasserbasierende Farben zum Einsatz.
Auch hier sei erwähnt, dass es noch weitere, spezielle – eher wenig verbreitete – Siebdruckvarianten gibt. Beim Ätzdruck oder Discharge-Druck wird bspw. die Basisfarbe der Textilfaser durch einen chemischen Prozess ausgebleicht und ggf. anschließend noch farbig bedruckt.
Der Plastisoltransferdruck ist eine Mischform aus direktem Siebdruck und Transferdruck. Durch das Siebdruckverfahren wird anstelle des Textils ein Transferträger bedruckt und anschließend mit einem Schmelzkleber beschichtet. Nach vollständiger Trocknung werden die fertigen Plastisoltransfers mit einer Transferpresse auf das Textil appliziert. Auch hier wird das Druckmotiv, wie bei allen anderen Transferdruckverfahren, mit dem Gewebe 'verschweißt'.
Noch ausführlichere Erläuterungen halten wir hier bereit: Siebdruck
Digital-Direktdruck
Der digitale Textil-Direktdruck ist das jüngste und modernste Druckverfahren was es derzeit auf dem Markt gibt. Bei dieser Drucktechnik werden spezielle Textilfarben mit einem Tintenstrahlverfahren auf Basis der Piezotechnologie, direkt auf den Stoff gedruckt. Im Grunde genommen kann man sich das wie bei einem großen Tintenstrahldrucker vorstellen. Auf dunklen oder farbigen Textilien wird vorher ein genau berechneter weißer Unterdruck gedruckt. Dabei kommen spezielle, hoch entwickelte Druckfarben mit starker Weiß-Pigmentierung zum Einsatz. Technisch gesehen, ist das die größte Herausforderung bei der Entwicklung dieser innovativen Technologie.
Damit die weißen Farbpigmente nicht vollständig von der Baumwollfaser absorbiert wird, müssen die Textilien mit einem chemischen Binder vor behandelt werden. Dieser wird flüssig auf die Oberfläche gesprüht und durch Trocknung fixiert. Danach erfolgt der eigentliche Druckvorgang. Wenn wie erwähnt Weiß unterlegt wird, erfolgen mehrere Druckdurchgänge. Am Ende wird wieder durch die Einwirkung von Hitze fixiert und die Restfeuchtigkeit entzogen.
Der Prozess basiert auf subtraktiver Farbmischung von Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz (CMYK) wodurch ein sehr großer Farbraum abgedeckt wird.
Einen deitaillierteren Text zum Druckverfahren gibt es hier: Digitaler Direktdruck
Thermosublimationsdruck
Dieses Druckverfahren stellt eine Besonderheit unter den Druckverfahren dar. Es ist von allen das Haltbarste und es findet kein Farbauftrag statt. Das bedeutet der Druck ist absolut nicht fühlbar, funktioniert jedoch leider ausschließlich mit hellen Polyesterfasern.
Der Sublimationsdruck ist auch ein Transferdruckverfahren. Ein spezielles Trägermaterial wird vorher mit Sublimationsfarbe oder Sublimationstinten bedruckt. Beim anschließenden Thermotransfer auf das Textil passiert Folgendes. Die Farbe wechselt den Aggregatzustand, wird gasförmig und sublimiert dadurch direkt in die Polyesterfaser und färbt diese ein. Das Motiv entsteht sozusagen im Gewebe selbst.
Alle farbigen Polyesterstoffe die in der Textilindustrie verarbeitet werden, werden vorher durch ein Sublimationsverfahren eingefärbt.